zu bedeuten hat? Hier geht es zum Teil wirklich darum, Basisarbeit zu leisten. Wie kann verbesserte Katastrophenvorsorge in Deutschland aussehen? SCHRÖDER: Katastrophenvorsorge ist ein weites Feld. Es reicht von konkreten Schutzmaßnahmen wie etwa dem Bau von Dämmen und dem Aufbau internationaler Hochwasserschutzkonzepte über die Ausbildung von Rettungsteams bis hin zur Arbeit im Stadtviertel, wo wir als Wohlfahrtsverbände gefragt sind. Wir müssen im Notfall auf funktionierende Strukturen zurückgreifen können, auf engagierte Menschen, die in der Nachbarschaft alte Menschen in Sicherheit bringen oder im Vorfeld Übungen in Schulen durchführen. KOTH: Die Katastrophenvorsorge ist weltweit einer der Arbeitsschwerpunkte der Diakonie Katastrophenhilfe. So wie in der internationalen humanitären Hilfe das Thema „Disaster risk reduction“ seit langem eine große Rolle spielt, so sehen wir auch im nationalen Bereich die Notwendigkeit, das Bewusstsein, die Infrastruktur und die Abläufe zu verbessern, um auf Katastrophen besser vorbereitet zu sein. Dabei geht es zum Teil um Dinge, die uns banal vorkommen, die aber den Unterschied machen können. Staatliche Strukturen, aber auch Organisationen des Katastrophenschutzes geraten bei der Bekämpfung von Katastrophenfolgen zunehmend an ihre Grenzen. Sie können in Großlagen wie der Flut 2021 nicht allen zeitnah helfen, die der Hilfe bedürfen. Daher ist es so wichtig, dass wir alle lernen, für unsere Sicherheit mehr Eigenverantwortung zu übernehmen und uns gegenseitig zu unterstützen und aufeinander achtzugeben. Nur gemeinsam können wir künftige Herausforderungen meistern. Was gilt es auf staatlicher und Verbandsebene zu verbessern? SCHRÖDER: In unserer föderalen Struktur sind die Bundesländer im Katastrophenfall zuständig. Konkret waren 2021 zwei Bundesländer in der Verantwortung. Dazu kamen der Bund und die Kommunen, die technischen Hilfen und auch die sozialen Hilfen, die wir als Hilfswerke leisten. Die Koordinierung zwischen all diesen Akteuren war nicht immer gut. Künftig müssen wir Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe integrierter denken, im Verbund mit den unterschiedlichen Akteuren des Bevölkerungsschutzes und der Wohlfahrtspflege. KOTH: In den vergangenen drei Jahren haben die Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international vier Fluthilfekonferenzen federführend ausgerichtet. Dabei ging es auch immer um die Frage, wie alle beteiligten Akteure – Staat, Katastrophenschutz, ungebundene Helfer, Wohlfahrtsverbände und Hilfsorganisationen - im Katastrophenfall besser zusammenarbeiten können. Wir sind der Überzeugung, dass die Zivilgesellschaft und besonders die Wohlfahrtsverbände hierbei eine wichtige Rolle spielen. Die neue Resilienzstrategie der Bundesregierung sieht das ähnlich. Als Mitglieder des neu konstituierten Umsetzungsbeirats der „Nationalen Plattform der Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen“ werden wir weiterhin unsere Erfahrung und unser Wissen mit einbringen, um unseren Beitrag für eine resilientere Gesellschaft zu leisten. Zuhören und emotional unterstützen ist mindestens genauso wichtig wie ein Bautrockner: Beratung für Flutbetroffene in Stolberg. Foto: DKH Markus Koth ist Fluthilfekoordinator bei Diakonie Katastrophenhilfe. Zuvor war er lange Zeit als Berater in der humanitären Hilfe tätig, etwa in Haiti, in Griechenland und im Libanon. Philipp Schröder ist Fluthilfekoordinator bei Caritas international. Davor war er bei verschiedenen international tätigen Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden tätig. 15
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