„Unsere erste Herausforderung war enorm“, erinnert sich Michael Heerde an seinen Einsatz in Libyen. Der Experte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) erläutert: „Innerhalb von nur wenigen Tagen mussten wir die freiwilligen Helfer des Libyschen Roten Halbmonds in die Lage versetzen, ein von uns geliefertes Trinkwasseraufbereitungssystem zu bedienen, um eine kontinuierliche Trinkwasserversorgung für ihre betroffene Gemeinde sicherzustellen.“ Michael Heerde wurde schon wenige Tage nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Katastrophe und der Notwendigkeit der Hilfsmaßnahmen vom DRK nach Libyen entsandt. Das Sturmtief „Daniel“ hatte im September 2023 im östlichen Mittelmeerraum schwere Überflutungen verursacht. Insbesondere Griechenland, Bulgarien, die Türkei und Libyen waren betroffen. In Libyen gab es nach dem Bruch zweier Staudämme mindestens 11.300 Tote, tausende Personen wurden vermisst. Für Michael Heerde war dies auch persönlich eine ganz besondere Herausforderung. Denn der ausgebildete Tierarzt, der sich in seiner Freizeit bei der Wasserwacht im Berliner DRK-Kreisverband Wedding/Prenzlauer Berg engagiert, hatte seine Ausbildung für internationale Einsätze gerade erst abgeschlossen. Neben umfangreicher sicherheits- und rotkreuz-relevanter Trainings hatte er das sogenannte WASH-Training absolviert, die Ausbildung für die Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung in humanitären Krisensituationen. Die WASHExperten sind gefragt, wenn nach einer Katastrophe Trinkwasser bereitgestellt werden muss, Abwasser zum Problem wird oder Seuchenrisiken entstehen. Zudem ist WASH eine Voraussetzung für andere Maßnahmen der Nothilfe, etwa wenn Gesundheitseinrichtungen oder Notunterkünfte aufgebaut und betrieben werden. Nach der Flutkatastrophe war diese Hilfe in Libyen dringend notwendig. Ein DRK-Hilfstransport brachte per Flugzeug tausend Eimer, vier Trinkwasseraufbereitungsanlagen, 23 Trinkwassertanks, zehn Trinkwasserpumpen, ein Wasserlabor und einen Generator in das Katastrophengebiet. Die Teams vom Libyschen Roten Halbmond (LRH) und dem DRK halfen im Osten des Landes in der Region um die Stadt Darna bei der Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung und setzten Projekte in den Bereichen Hygiene und Gesundheit um. Michael Heerde konnte am Ende eine positive Bilanz ziehen: „Zu den schönsten Momenten dieses Einsatzes gehörten die Trainingseinheiten mit den Freiwilligen des Roten Halbmondes. Ungeachtet der persönlichen Tragödien in ihrem unmittelbaren Umfeld zeigten sie ein enormes Engagement, außergewöhnliche Kompetenz und eine entschlossene Einstellung zu ihrer Arbeit. So konnten wir nach einem Monat die Heimkehr antreten, in dem Gefühl, dass wir gemeinsam mit den nun von uns gut eingearbeiteten Kollegen eine solide Basis geschaffen hatten, damit die Menschen in Darna trotz der Krise Zugang zu sauberem Wasser haben.“ EINE SOLIDE BASIS FÜR SAUBERES WASSER LIBYEN Die Mitarbeitenden des Libyschen Roten Halbmonds werden von Michael Heerde geschult. Künftig können sie die gelieferten Anlagen selbst betreiben. © Deutsches Rotes Kreuz 12 Aktionsbündnis KATASTROPHENHILFE
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